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Obstgehölzschnitt-Vorführung am 12.01.2019
Auch in diesem Jahr konnte das widrige Wetter das Interesse an dem traditionellen Schnittkurs des OWG Grötzingen nicht bremsen. Wie schon in den Vorjahren kamen in den Garten von Hartwig Speck viele Gartenneulinge und gestandene Gärtner, um zu sehen, wie ein fachkundiger Baumschnitt vorbereitet und durchgeführt wird.
Bewaffnet mit einer beeindruckenden Teleskop-Ast-Säge und diversen Gartenscheren stellte sich der 1. Vorstand Andreas Siegele vielen Fragen der Anwesenden, sowie den mehr oder weniger starken Ästen eines älteren Pflaumenbaumes. Dieser hatte bereits in den vergangenen Jahren Bekanntschaft mit den Werkzeugen des Obstbaumeisters gemacht und dadurch deutlich an Vitalität gewonnen. Wie A. Siegele ausführte, ist der Winterschnitt notwendig, um regelmäßig gute Erträge zu erzielen, den Baum perspektivisch zu verjüngen und krankes oder abgestorbenes Holz zu entfernen. An einem gesunden Holz haben Schädlinge keine Chance. Ziel des „ schnittigen Eingriffs ist es, statt vieler mickriger Fruchtansätze wenige, vitale und damit fruchtbarere Blütenstände zu erhalten. Dies gilt ebenfalls für die Johannisbeersträucher, denen konsequent alte und schwache Triebe bodeneben entfernt wurden. Sie sollten dann mit einer ca. 15 cm hohen Kompostschicht abgedeckt werden, um sie anzuregen, neue Wurzeln zu bilden. Bei dieser Gelegenheit wurde auch ein ungebetener Gast im Zweig einer schwarzen Johannisbeere entdeckt. Die Larve eines Johannisbeerglasflüglers hatte sich dort eingenistet. Sie diente zuerst als Anschauungsobjekt für die Teilnehmer und dann vermutlich als willkommener Eiweißhappen für eine hungrige Meise.
Wie leicht eine Vermehrung der Beerensträucher durch Steckhölzer möglich ist, wurde dann anhand einer roten Johannisbeere demonstriert, mit der Folge, dass einige überzählige Zweige für den eigenen Garten abgezweigt wurden.
Nach vorausgehender theoretischer Erläuterung der beabsichtigten Maßnahmen wurde deren praktische Umsetzung an Quitten-, Apfel- und Birnenbäumen vorgeführt. Die Anwesenden nutzten die Gelegenheit, auch Fragen zu eigenen gärtnerischen Problemen zu stellen. Diese wurden von Andreas Siegele gewohnt kompetent und mit viel Humor beantwortet und (hoffentlich) auf dem Heimweg nicht vergessen. An einem Apfelbaumzweig zeigte er zum Beispiel den Unterschied zwischen Blatt- und Blütenknospen mit den Worten: „Eine Blütenknospe sieht eher aus wie Filderkraut, die Blattknospe ist dagegen mehr spitzig“. Diese Eselsbrücke vergisst ganz sicher keiner wieder, oder?
Der nachmittägliche Schnittkurs endete gegen 15:00 Uhr, wobei die Zuhörer ihre kalten Hände und Füße spürten und der Vortragende launig meinte: „ Ist Euch kalt? Mir nicht, ich beweg mich ja auch!“
Wollte man keine Erkältung riskieren, war es höchste Zeit, den leckeren, Glühwein von Frau Speck zu probieren, der bereits auf die Anwesenden wartete. So gewärmt, wurde noch viel über Garten und Gartenarbeit diskutiert und alle waren sich einig, wenn die Sonne scheint und die Erde warm ist, dann wird das neue Wissen sofort angewendet, bzw. die sich ergebenden neuen Fragen für den Schnittkurs 2020 vorgemerkt. (HaKo)